„Hausfinanzierung mit Minuszinsen“
Beim Metzger Ihres Vertrauens würde es heißen: „Darfs noch etwas mehr sein?“
Bei Geldanlagen und nun offensichtlich auch bei der Immobilienfinanzierung müsste die Frage lauten: „Darfs noch etwas weniger sein?“ – aktuell zumindest in Dänemark. Die derzeitige umgekehrte Finanzwelt, in der für Geldanlagen von den Anlegern Verwahrkosten (Zinsen) zu zahlen sind und der Kreditkunde für eine Darlehensaufnahme zur Finanzierung der eigenen Wunschimmobilie von der Bank Zinsen erhält, treibt immer kuriosere Stilblüten. In Dänemark bieten Banken jetzt Baukredite ohne Zinsen an. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Hauskäufer können dort für 20 Jahre Geld leihen, ohne dafür Zinsen zu zahlen. Wer eine Laufzeit von 30 Jahren anstrebt, zahlt immerhin noch 0,5 Prozent. Eine Bank vergütet ihren Kunden für eine Laufzeit von zehn Jahren sogar 0,5 Prozent Zinsen. Die Hauskäufer bekommen demnach fürs Schulden machen Geld geschenkt.
Zwar ist der Immobilienmarkt in Dänemark sehr geschlossen und als Ausländer kann man sich dort nur schwer einkaufen. Daher sind die dänischen Verhältnisse nur bedingt auf Deutschland übertragbar. Dennoch beschäftigt mich die Frage: Warum bietet eine Bank Minuszinsen für einen Immobilienkredit an und welche Folgen wird es haben, wenn diese Entwicklung möglicherweise auch in unserem Land Nachahmer findet? Offensichtlich wird der Wettbewerb für die Banken immer härter.
Fazit:
Diese noch nie dagewesene verdrehte „Zinswelt“ – gleich ob auf der Anlageseite oder im Kreditbereich – stimmt äußerst nachdenklich. Politik, EZB und die Spitzenverbände der jeweiligen Kreditinstitute sollten die deutlichen Warnzeichen endlich erkennen und handeln, bevor die Kapitalanleger um ihre Einlagen bangen müssen (Bail-in). Vielleicht müssen irgendwann die Darlehensnehmer nicht einmal mehr ihre Kredite an die Bank zurückzahlen (Bail-out).
Bis nächsten Freitag!
Herzlich, Ihr Holger Feick
Geschäftsführer HF Finanzconsulting GmbH