Kommentar am Freitag vom 20.11.2020

„Lufthansa – systemrelevant (?) “

Die Definition „Systemrelevanz“ hat sich über die Jahre entwickelt. Dies gilt sowohl in Bezug auf den Begriffsinhalt als auch hinsichtlich der bedeutsamen Branchen. Zu groß, um zu scheitern – deshalb sind systemrelevante Unternehmen besonders schützenswert. Wer diese Definition explizit festlegt, ist hingegen nicht konkret definiert – Lobbyisten bemühen sich um den Erhalt staatlicher finanzieller Unterstützung. Es ist unbestritten – der Großkonzern Lufthansa wurde eiskalt von der Corona-Pandemie erwischt. Tausende von kleinen und mittelständischen Unternehmen sind allerdings ebenfalls betroffen. Was nachdenklich stimmt: Trotz der Milliarden-Spritze sind seit Mai ausschließlich Verluste zu verzeichnen. Dahingegen werden tausende Mitarbeiter*innen im mittleren zweistelligen Bereich freigesetzt. Das Angebot der etwa 5000 Piloten für einen rund 45%igen Gehaltsverzicht wirkt sich bei einer drohenden Arbeitslosigkeit nachteilig auf die Höhe des ALG aus. Die jüngste Einigung mit ver.di betrifft etwa 35.000 Beschäftige, die auf Gehaltsbestandteile verzichten – im Gegenzug soll eine Jobgarantie gerade einmal für etwas mehr als ein Jahr gelten. Wie sicher die Brücke wirklich ist, über die tausende Beschäftigte mit dieser Vereinbarung gehen, bleibt abzuwarten. Das Einsparpotenzial mit rund 200 Millionen Euro verpufft innerhalb einer Woche, sollte sich die bisherige Verlusthöhe fortsetzen. Indes fehlen deutliche Signale aus der Führungsriege, um als „Chef des Unternehmens“ mit gutem Beispiel voranzugehen.

Fazit:
Mit neun Milliarden Euro hätte betroffenen kleinen und mittelständischen Unternehmen zusätzliche finanzielle Unterstützung gewährt werden können. Diverse Branchen und tausende Arbeitsplätze wären nachhaltig gesichert. Dies nennt man Diversifikation. Ob die Anzahl der zusätzlich geretteten KMUs die Definition der Systemrelevanz erfüllt, sei dahingestellt. Dies ist aufgrund der lobbyistischen Festlegung auch nicht bedeutend. Eine Beteiligung der „Führungsriege“ bei erforderlichen Einschnitten ist selbstredend. Letztendlich sind die kleinen und mittelständischen Unternehmen nachweislich das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Bis nächsten Freitag!

Herzlich, Ihr Holger Feick
Geschäftsführer HF Finanzconsulting GmbH

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